Dr. Teresa Baier (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Mitglied des Graduiertenforums der Forschungsplattform, hat im vergangenen Jahr 2022 ihre Dissertation erfolgreich abgeschlossen.
Nun wurde ihre Arbeit zu den Germania-Allegorien in Heroiden und heroidenähnlicher Dichtung wurde nun veröffentlicht und steht allen Interessierten zur Verfügung:
Gegenstand der Arbeit ist die Interpretation patriotisch-allegorischer Heroiden des 16. und 17. Jahrhunderts, in welchen eine personifizierte Germania als Schreiberin oder Empfängerin figuriert (hier "Germania-Heroide" genannt).
Im Zuge eines entstehenden Nationalbewusstseins nutzten seit ca. 1530 deutsche Humanisten und Barockdichter ausgiebig diese von Ovid begründete Textgattung, um ihren politischen Sorgen und Wünschen Ausdruck zu verleihen. So ließen sie angesichts einer Notlage (Türkenkrieg, Dreißigjähriger Krieg, andere Konflikte) eine leidende Frau Germania in einem Klagebrief einen oder mehrere Herrscher um die Abwehr einer äußeren Bedrohung und die Wiederherstellung der gestörten Eintracht im Inneren anflehen. Dabei beansprucht Germania für sich die Rolle einer zwar unglücklichen, aber autoritären Mutter und appelliert an den jeweiligen Adressaten, sie vor äußeren und inneren Feinden zu schützen und durch die Rückbesinnung auf Frömmigkeit und alte Tugenden eine neue Blütezeit herbeizuführen.
Im Fokus der Arbeit steht die argumentative Funktion der Germania-Allegorie, die Spannung zwischen der Form der ovidischen Liebesdichtung und politisch-patriotischer Agitation.
Die Dissertation ist im Verlag DeGruyter (Edition Niemeyer) erschienen: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110788754/html?lang=de