Forschungsplattform Frühe Neuzeit

Die Forschungsplattform "Frühe Neuzeit. Figurationen des Nationalen“ an der JGU Mainz ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich in inter- und transdisziplinärer Perspektive mit dem derzeit wieder aktuellen Phänomen und den Prozessen der Nationenbildung in der Frühzeit ihrer Ausprägung vom ausgehenden Mittelalter bis um 1800 beschäftigen. In Abgrenzung von den nationalen und nationalistischen Narrativen des 19. und 20. Jahrhunderts wird die vormoderne Nationenbildung nicht als ein linearer, eindimensionaler Prozess verstanden, vielmehr soll die für diese Zeit charakteristische Pluralität von zueinander komplementären, bisweilen aber auch konkurrierenden Zugehörigkeiten und Identifikationsmöglichkeiten stärker als bisher berücksichtigt werden.

In den Teilprojekten werden die Elemente, Strukturen und Figurationen des Nationalen in ihren komplexen Wechselbeziehungen zwischen

  • theoretischen Konzepten
  • politischen Praktiken
  • und künstlerisch-kulturellen (Re-)Präsentationen analysiert.

Die bisher vor allem von der Geschichtswissenschaft und Soziologie geprägte Nations-Forschung soll aus einer kulturhistorischen Perspektive und mit einem Fokus auf neue Quellen und Gattungen insbesondere aus der Literatur- und Translationswissenschaft, der Theologie und Religionsgeschichte sowie der Kunstgeschichte und Musikwissenschaft einer kritischen Revision unterzogen, differenziert und erweitert werden.

Dem liegt die Hypothese zugrunde, dass die im späten Mittelalter einsetzende Dynamik nationalen Denkens und Empfindens durch die spezifischen kulturellen Ausprägungen in den Bereichen von Konfession und Religion, von Literatur und Musik sowie von Objekten und performativen Ausdrucksformen maßgeblich befördert, wenn nicht sogar präformiert wurde. Diesen Überlegungen soll in vergleichender Analyse verschiedener europäischer Länder und Territorien, aber auch darüber hinaus durch Einbeziehung außereuropäischer Mächte und Regionen wie dem osmanischen Reich oder den europäischen Kolonien nachgegangen werden. Eine besondere Rolle kommt der Entwicklung digitaler Arbeits- und Vermittlungsformate zu.

Die Forschungsplattform "Frühe Neuzeit. Figurationen des Nationalen“ wird seit 2019 als Potentialbereich der JGU durch die Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz gefördert.